Regeln

Rugby (engl. auch Rugby Football) gehört zur Familie der Mannschaftssportarten, die gemeinsam mit dem Fußball in England entstanden sind. Die am weitesten verbreiteten Varianten sind Rugby Union und Rugby League. Rugby Union hat sich seit seiner Professionalisierung in den 1990er Jahren als die global führende Rugby-Sportart etabliert, auch wenn sich im Breitensport zunehmend die kontaktarme Variante Touch Rugby durchsetzt und die olympisch gewordene Variante 7er-Rugby gegenwärtig einen Entwicklungsschub erfährt.

Grundlagen des Spiels

Allen Rugby-Varianten gemeinsam ist die Verwendung eines Balls in Form eines verlängerten Rotationsellipsoids. Ziel ist es, den Ball am Gegner vorbei zu tragen oder zu kicken und dadurch Punkte zu erzielen. Dies kann auf verschiedene Arten geschehen:

  • Versuch (engl. try): Ein Versuch wird erzielt, wenn es gelingt, den Ball im gegnerischen Malfeld auf dem Boden abzulegen.
  • Erhöhung (engl. conversion): Nach einem erfolgreichen Versuch hat die angreifende Mannschaft das Recht, den ruhenden Ball von einem beliebigen Punkt auf einer gedachten Linie parallel zur Seitenauslinie durch den Punkt, an dem der Versuch gelegt wurde, zwischen die H-förmigen Malstangen über die Querstange zu treten.
  • Sprungtritt (engl. dropkick): Ein Spieler tritt den Ball, der vorher den Boden berührt haben muss, aus dem laufenden Spiel heraus zwischen die Malstangen und über die Querstange.
  • Straftritt (engl. penalty kick): Ein erfolgreicher Tritt auf die Malstangen von einem Punkt aus, an dem ein schwererer Regelverstoß der gegnerischen Mannschaft stattfand.

Der Ball darf mit der Hand nur nach hinten geworfen oder übergeben werden. Wenn der Ball jedoch nach vorne geworfen wird, muss ein Gedränge ausgeführt werden (engl. scrum). Das Gedränge beschreibt das gegenseitige Anbinden der mit 1 bis 8 nummerierten Spieler, die dann „um den Ball schieben“. Man könnte es als eine Art Kräftemessen bezeichnen: Die Spieler stehen in gebückter Haltung mit geradem Rücken, mit dem Gegner ineinander verschachtelt, voreinander und versuchen durch gemeinsames Drücken den Gegner wegzuschieben und somit den Ball für das eigene Team freizugeben.

Treten des Balles ist in alle Richtungen erlaubt. Nur der balltragende Spieler darf angegriffen werden. Es ist erlaubt, diesen durch Umklammern und Tiefhalten (engl. tackle) unterhalb der Schulterlinie zu behindern und ihn nach Möglichkeit zu Fall zu bringen. Ein Spieler, welcher mit mehr Körperfläche als den Fußsohlen den Boden berührt, hat den Ball unmittelbar loszulassen und darf nicht mehr danach greifen; tut er es nicht, bekommt die gegnerische Mannschaft den Ball. Wenn der Spieler auf dem Boden liegt, dürfen von beiden Teams andere Spieler nach dem Ball schieben und drücken, dürfen dabei aber nicht die Hände benutzen. Schlagen und Beinstellen ist beim Tiefhalten streng verboten.

Die Spielkleidung besteht aus einem festen Trikot, kurzen Hosen, Kniestrümpfen und Stollenschuhen. Das Tragen eines Zahnschutzes ist Pflicht. Harte Schutzbekleidung ist nicht erlaubt. Manche Spieler tragen jedoch fakultativ eine Kappe aus weichem, dünn gepolsterten Material, die primär die Ohren schützen soll, oder ein dünnes, schaumstoffgefüttertes Schulterpolster unter dem Trikot.

Das Tor besteht aus zwei senkrechten Malstangen, mit einem Abstand von 5–6 m und einer Querstange in 3 m Höhe. Sie stehen in der Mitte der Mallinie. An den unteren Enden der Malstangen werden Schutzpolster befestigt, um Verletzungen vorzubeugen. (Rugby Union, 7er-Rugby und Rugby League).

Typische Spielelemente beim Rugby sind angeordnete und offene Gedränge (engl. ruck), das Paket (engl. maul), die Gasse von der Seitenlinie (engl. lineout) und das Lauf- und Passspiel der sogenannten Dreiviertelreihe (engl. three quarters).

Varianten

Aufgrund seiner Geschichte liegt Rugby heute in zwei grundsätzlich verschiedenen Varianten vor, dem am weitesten verbreiteten Rugby Union (Fünfzehnerrugby) und dem weniger verbreiteten Rugby League (Dreizehnerrugby).

Während der ursprüngliche Rugby-Union-Sport mit 15 Spielern auf dem Platz gespielt wird, gibt es mittlerweile eine Variante, bei der sieben Spieler auf dem Platz stehen, das 7er-Rugby. Da der Ball hauptsächlich mit der Hand geführt wird, kann man Rugby Union auch im Sand spielen, woraus Beachrugby entstanden ist. Varianten mit zwölf und zehn Rugbyspielern sind ebenfalls möglich, es gibt für sie jedoch kein eigenes Regelwerk, es gelten die Regeln des 15er-Rugby-Union. Äußerst beliebt sind in jüngster Zeit die aus dem Rugby League entstandenen, fast kontaktlosen Versionen Touch Rugby und Tag Rugby.

Die Grundlagen des Rugby Union (15er Rugby)

Spielfläche

Die Spielfläche umfasst das Spielfeld (nicht mehr als 100 Meter lang und nicht breiter als 69 Meter) und die beiden Malfelder. Auf den Mallinien stehen Tore (goals), deren Pfosten 5,60 Meter voneinander entfernt sind. Die Querlatte befindet sich in drei Meter Höhe.

Ball

Rugby wird mit einem ovalen Ball (28 – 30 cm lang, 400 – 440 g schwer, Umfang 58 – 62 cm) gespielt. Er ist deshalb oval, weil er von den Spielern beim Laufen besser getragen werden kann als ein runder Ball.

Spieldauer

Ein Rugbyspiel Erwachsener dauert 2 x 40 Minuten. Die Pause zwischen den beiden Halbzeiten ist auf fünf Minuten festgelegt. Während dieser Erfrischungspause verlassen die Mannschaften regelmäßig das Spielfeld nicht.

Mannschaft

Eine Mannschaft besteht grundsätzlich aus 15 Spielern. Sie setzt sich zusammen aus dem Sturm (8 Spieler, engl. Forwards) und der Hintermannschaft (7 Spieler, engl. Backs).

Der Sturm besteht aus drei Reihen.

Die Erste-Reihe Stürmer (engl. props) tragen die Rückennummern eins und drei. Es sind meistens untersetzte Spieler, die häufig mehr als 100 kg wiegen. Sie stehen im angeordneten Gedränge ganz vorn.

Mit der Rückennummer zwei spielt der Hakler (engl. hooker). Auch er ist meist ein untersetzter, schwerer Spieler, der beim angeordneten Gedränge mit in der ersten Sturmreihe steht und dort die Aufgabe der Balleroberung übernimmt. Darüber hinaus wirft er bei der Gasse den Ball ein.

Die Nummern vier und fünf sind für die beiden Zweite-Reihe-Stürmer (engl. locks) vorgesehen. Im angeordneten Gedränge folgen sie – wie es ihre Bezeichnung schon aussagt – der ersten Reihe. Sie sind meist die größten und kräftigsten Spieler der Mannschaft.

Die Nummern sechs und sieben tragen die äußeren Spieler der dritten Sturmreihe (engl. flanker). Ihnen obliegt neben Verteidigungsaufgaben überall auf dem Spielfeld die schnelle Balleroberung und Unterstützung des Angriffs.

Auf dem Trikot des mittleren Spielers der dritten Sturmreihe (engl. number eight) befindet sich die Nummer acht. Er nimmt in der Mannschaft eine äußerst wichtige Position ein. Unter anderem stabilisiert er nicht nur das Gedränge sondern nimmt auch im Angriff eine wichtige Position ein.

Der Spieler mit der Nummer 9 (engl. scrum half) nimmt eine der Schlüsselpositionen im Rugby ein. Er ist das Verbindungsglied zwischen Sturm und Hintermannschaft. Nach dem angeordneten Gedränge kommt er als erster mit dem Ball in Berührung und passt ihn zu den Dreiviertel-Spielern. Der Gedrängehalb ist oft ein recht kleiner, aber wendiger Spieler.

Die zweite Schlüsselposition nimmt der sogenannte Verbinder (engl. fly half) mit der Nummer zehn ein. Er trifft alle spielstrategischen Entscheidungen, lenkt das Spiel und übernimmt oft die Kicks zu den Goalstangen. Er ist der Spielmacher des Teams.

Bei den Dreiviertelspielern mit den Rückennummern elf bis vierzehn unterscheidet man zwischen den Innen- und Außendreivierteln. Die Innendreiviertel (zwölf und dreizehn, engl. center) sind gleichermaßen zuständig für die Durchführung der Angriffszüge und die ersten Verteidigungsschritte bei Ballbesitz des Gegners. Die äußeren Spieler der Dreiviertelreihe mit den Rückennummern elf und vierzehn (engl. winger) sind äußerst schnelle Spieler. Sie legen im allgemeinen viele Versuche.

Mit der Nummer 15 spielt der Schlussmann (engl. fullback). Er ist der letzte Mann in einer Mannschaft. Ihm obliegt unter anderem gegnerische Kicks abzufangen und durchgebrochene gegnerische Spieler zu tackeln. Als freier Mann ist er auch nach vorne stürmender Spieler bei Angriffen seines Teams.

Deutlich wird, dass beim Rugby für jede Statur und individuelle Fähigkeit eine Position existiert.

Das Spiel

Ziel des Rugbyspiels ist es, dass ein Spieler den Ball im gegnerischen Malfeld niederlegt (Versuch, engl. try). Die entscheidendste Regel im Rugbysport besagt, dass der Ball ausschließlich nach hinten geworfen werden darf. Wird der Ball nach vorne gepasst oder fällt er versehentlich nach vorne, stellt dies einen Regelverstoß dar.

Der Ball darf mit dem Fuß nach vorne gekickt werden, jedoch  darf ihn nur der kickende Spieler selbst oder ein Mitspieler, der sich zum Zeitpunkt des Tritts hinter dem Kicker befindet, den Ball fangen.

Nicht der Ball sondern die Spieler müssen somit den Raum überwinden.

Raumgewinn kann deshalb nur auf vier verschiedene Arten erreicht werden:

  • durch Überlaufen des Gegenspielers möglicherweise durch Körpertäuschung (sidestep)
  • durch einen kleinen Kick über den Gegner und Nachlaufen des Balltreters
  • dadurch, dass die angreifende Mannschaft versucht, durch Passen schräg nach hinten der gegnerischen Verteidigung auszuweichen und somit durch den Lauf des Balles über mehrere Stationen Raum zu gewinnen
  • dadurch, dass mehrere Spieler einander festhalten und versuchen, den Gegner in Richtung seines eigenen Malfeldes zu drücken
  • Um den Raumgewinn eines Gegenspielers zu verhindern, gibt es nur die Möglichkeit des Tiefhaltens, des sogenannten “tacklings“. Jede andere Art, den Gegner zu stoppen, wie Beinstellen, Schlagen oder Halten am Hals, ist verboten. Attackiert werden darf ausschließlich der balltragende Spieler.

Erfolge und Zählweise

Das höchste Ziel, das eine Rugbymannschaft anstrebt, ist, den Ball in das Malfeld des Gegners zu tragen und dort niederzulegen. Diesen Erfolg nennt man Versuch (engl. try), der fünf Punkte einbringt. Die Mannschaft, die den Versuch gelegt hat, kann zusätzlich versuchen, den Ball zwischen die Malstangen und über die Querlatte zu treten. Einen solchen Kick bezeichnet man als Erhöhung (engl. conversion). Erfolgreich ausgeführt zählt er zwei Punkte.

Nach einem schwerwiegenden Regelverstoß wird ein Straftritt (engl. penalty kick) verhängt. Dieser darf entweder zum Angriff, zum Raumgewinn oder aber wie bei der Erhöhung zu einem Tritt zu den Goalstangen genutzt werden. Bei Erfolg erhält die Mannschaft drei Punkte.

Aus dem laufenden Spiel heraus darf jeder Spieler den Ball mit einem Sprungtritt (engl. drop kick) ins Goal treten. Dabei muss der Ball zuerst den Boden und dann den Fuß des Spielers berühren. Gelingt dieser schwierige Tritt, wird die erfolgreiche Mannschaft mit drei Punkten belohnt.

Beim Rugby zählt somit:

  • der Versuch 5 Punkte
  • die erfolgreiche Erhöhung 2 Punkte
  • der Straftritt 3 Punkte
  • der Sprungtritt 3 Punkte

Standardsituationen

Das angeordnete Gedränge (engl. scrum) ist die für das Rugbyspiel typischste Spielsituation. Wer an Rugby denkt, hat dabei sicherlich das aus sechzehn Spielern (die acht Stürmer beider Mannschaften) bestehende Menschenknäuel vor Augen. Es wird nach leichten Regelverstößen angeordnet (z.B. Vorwärtspass).

Die acht forwards formierensich in drei Reihen (vgl. Mannschaftsbeschreibung), der scrum half wirft den Ball in den freien Raum zwischen den beiden ersten Reihen ein. Durch Kraft und Technik wird nun versucht den gegnerischen Sturm wegzuschieben. Gleichzeitig darf der hooker den Ball mit den Füßen den Ball nach hinten bringen. Kommt der Ball hinter der dritten Sturmreihe wieder heraus,  nimmt der Gedrängehalb den Ball auf und versucht, ihn nutzbringend in seine Hintermannschaft zu passen.

Ebenso typisch wie das Gedränge ist die Gasse (engl. line-out). Wie bei anderen Sportarten auch, wird das Spiel unterbrochen, wenn sich der Ball im Seitenaus befindet. Die Partie wird mit einem line-out fortgesetzt.

Die Stürmer einer Mannschaft (mindestens zwei, maximal sieben) stellen sich in einer geraden Linie auf. Die gegnerischen forwards stellen sich einen Meter entfernt mit der gleichen Anzahl an Spielern ebenso gerade auf. Der Hooker wirft nun den Ball gerade zwischen die beiden lines ein. Durch taktisches Hochheben (liften) eines oder mehrerer Spieler wird so versucht, den Ball zu fangen, um ihn dann gewinnbringend weiter zu verarbeiten.